KREATIVITÄT: Bedingungen, Blockaden, Techniken, Wirkungen
Welche Bedingungen braucht es, damit wir kreativ sein können? Was blockiert unsere Kreativität und mit welchen Kreativitätstechniken kann man sie aufheben? Wie wirkt sich Kreativität auf unsere Gemütslage aus?
Kreativität braucht Bedingungen
Braucht Kreativität bestimmte Bedingungen? Braucht es beispielsweise Ruhe oder eine anregende Umgebung? Unter welchen Umständen sind Sie kreativ? „Not macht erfinderisch.“, heißt es. Nun, in der Not müssen wir quasi kreativ sein, um unser Überleben zu sichern. Zum Glück sind wir aber nicht ständig in Not. Was brauchen Sie in Ihrer Umgebung, dass Sie kreativ sein können? Haben Sie bestimmte Zeiten, wo Sie besonders kreativ sind?
Kreativität auf Befehl
Geht Kreativität auf Knopfdruck? Gar auf Druck? Auf Befehl und unter Zwang? Für die meisten Menschen ist Stress für kreative Prozesse eher hinderlich. Manche Menschen brauchen aber einen gewissen Zeitdruck oder verbindlichen Rahmen, dass sie ihre Kreativität auf den Boden bringen. Vielleicht kennen Sie Prüfungssituationen oder sozialen Druck, wo Sie ein Blackout hatten und Ihnen gar nichts mehr einfiel. Vielleicht konnten Sie aber gerade in einer Prüfungssituation eine tolle kreative Leistung erbringen.
Manchen Druck machen wir uns selber. Wenn wir z. B. eine Malerei beginnen, mit dem Anspruch, dass ein Kunstwerk entstehen muss. Gelingt es dann nicht, sind wir enttäuscht. Oder Sie suchen verzweifelt nach einer Problemlösung, jedoch haben Sie einfach keine Ideen. Dann ist es sicher ratsam, Druck rauszunehmen. Manchmal sind wir halt ideenlos. Vielleicht sind wir einfach nur in einer Inkubationsphase.
Kreativitätsblockaden beseitigen
Wie kann man bei Blockaden Abhilfe schaffen? Ich nenne hier einige Strategien, die mir selber schon oft geholfen haben:
- Für Muße sorgen. Sich den Luxus eines ungestörten Zeitfensters gönnen und sich Zeit nehmen für die eigenen Ideen und die musischen Fähigkeiten. So geben wir uns auch Raum für Selbstausdruck.
- Etwas ganz anderes tun. Eine schöpferische Pause einlegen, z.B. in der Natur, bei körperlicher Betätigung, beim Ordnen, Aufräumen und Reduzieren, bei Haushaltsarbeiten, bei Bewegung…
- Für kreative Nahrung sorgen und sich anregen lassen: von anderen Menschen, von Orten (unbekannte Stadtteile/Orte in der Umgebung), Museen, der Natur, von Büchern…
- Gemeinsam tätig werden, brainstormen oder experimentieren, Dinge ausprobieren, Spaß haben…
- Auf Produktion setzen, d.h. vom Denken ins Tun kommen. Anfangen und Routinen entwickeln. Nicht auf Inspiration und Motivation warten, um aktiv zu werden! Sondern umgekehrt: Inspiration und Motivation beim Tun entstehen lassen!
- Freude am kreativen Prozess entwickeln und sich erlauben, dass kein tolles Produkt herauskommt.
- Sich erlauben zu scheitern, sich „Misserfolge“ zumuten und sie als Bestandteil des kreativen Wegs sehen.
- Ideen aufs Papier bringen, damit sie nicht verloren gehen: Schreiben, Skizzen, Listen, Kritzeleien…
- Die Vorstellungskraft nutzen und pflegen: Wie wäre es, wenn es gut wäre? Wie würde sich eine Situation bestmöglich entwickeln? Wie würde es sich anfühlen?
- Schreiben: Z. B. Morgenseiten, um in den Fluss zu kommen. Das entlastet das Gehirn und wir beobachten unsere Gedanken. Es wird uns klar, was in uns los ist und was gerade ansteht und wichtig ist.
Kreativitätstechniken
Fragen Sie sich: WER inspiriert Sie und WAS inspiriert Sie? Machen Sie eine Collage dazu oder ein Mindmap! Das wären bereits zwei Techniken. Hier gilt: Wissen darüber ist eine Sache, machen ist eine andere. Das Wissen allein nützt hier nichts. Kommen Sie also ins Tun! Reservieren Sie sich Zeit für Ihre musischen Fähigkeiten und Ihre kreativen Neigungen in Ihrem Kalender!
Hier eine Auflistung von kreativen Techniken um die Antwort auf Probleme zu bekommen oder Ideen zu sammeln:
- Collagen: Bilder sprechen unsere Gefühle an. Wir kommen leichter in Kontakt mit unserem Unbewussten.
- Mindmaps: Ideen kommen aufs Papier. (Strukturieren und weglassen kann ich nachher.) Der Geist wird wieder frei.
- Brainstorming gemeinsam mit anderen: Die Gruppe ist immer mehr als die Summe der einzelnen Teile. Eine Idee ergibt sich aus der anderen, es entstehen Assoziationsketten. Spinnen ist erlaubt, das ist fruchtbar.
- Was noch? Was fällt mir/uns noch zu einem bestimmten Thema ein? Was noch? Und was noch? (Wie oft schaffen Sie es bis nichts mehr rauskommt?
- In Serien arbeiten: Ein Motiv mit verschiedenen Techniken darstellen. Ein Thema mit verschiedenen Textsorten wiedergeben. Eine Grundform (z. B. Kreis, Dreieck, Rahmen…) in verschiedenen Ausgestaltungen.
- Übertragung: Von einer (Kunst)Form in eine andere. Von einer Gestaltung in eine andere. (z. B. Musik → Architektur, Text → Skulptur, Theater → Tanz)
- Reizwörter aus dem Lexikon: Diese werden mit einem Problem in Verbindung gebracht und mit ihnen ein Lösungssatz für das Problem formuliert.
Wirkweisen von kreativem Schaffen
Wir unterscheiden ja zwischen kreativem Tun im engeren künstlerischen Sinn und dem im weiteren Sinn, wenn wir für alltägliche Probleme Lösungen finden. Immer jedoch wenn wir unsere Kreativität anzapfen können, erfahren wir Befriedigung. Wir erleben uns als lebendig und wirksam, weil wir etwas Nützliches oder Schönes geschaffen haben. Kreativität hebt das Lebensgefühl und macht froh. Wir sind in Verbindung mit unserer Schöpferkraft und oft erleben wir Flow. Unser Gehirn ist gefordert und beide Gehirnhälften sind aktiv. Es werden neue Gehirnbahnen und Verbindungen geschaffen.
Negative Auswirkungen?
Ich persönlich verbinde mit kreativem Schaffen in erster Linie positive Assoziationen. Aber, kann man eigentlich zu kreativ sein? Hat Kreativität auch negative Auswirkungen? Ich selber kenne eine Art kreativen Schmerz, wenn ich Ideen habe, aber mir nicht die Zeit nehme oder keinen Kanal finde, sie auszudrücken.
Manche Menschen haben so einen starken inneren Drang sich auszudrücken, dass sie die Zeit vergessen. So kann es dann passieren, dass sie körperliche Grundbedürfnisse (wie genügend Schlaf, Bewegung oder Flüssigkeitsaufnahme) ignorieren. Über einen längeren Zeitraum ist das sicher nicht gesundheitsförderlich. Manche vernachlässigen ihre sozialen Beziehungen, die notwendig sind für unser psychisches Wohlergehen.
Andere Menschen wiederum haben zu viele Ideen. Sie wissen dann oft gar nicht, welcher sie zuerst nachgehen sollen. Wenn sie dann doch anfangen, bleiben viele ihrer Werke unvollendet. Dies geht mit einem Gefühl der Unzufriedenheit einher. Da hilft es, einen Ideenspeicher anzulegen, damit nichts verloren geht und man sich auf ein oder wenige Projekte konzentrieren kann.
Ideen
Apropos Ideen: Im Volksmund heißt es: „Das Glück is a Vogerl.“ Ähnlich ist es mit der Kreativität. Kreative Impulse, denen wir nicht nachgehen, haben die Tendenz sich zu verflüchtigen. Die eine oder andere Idee wird sicher nochmal bei uns anklopfen, aber wenn wir diese Impulse über einen längeren Zeitraum ignorieren und nichts mit ihnen anfangen, sind sie wieder weg. Manchmal sehen wir sie dann von anderen Menschen verwirklicht, die zufällig eine ähnliche Idee hatten. Wieviele unserer Ideen sind verloren gegangen, weil wir sie nicht weiter verfolgt haben?
Kreative Impulse
Zum Abschluss noch ein paar kreative Anregungen für Sie: Wenn Ihre aktuelle Lebenssituation…
- …eine Melodie wäre, welche Melodie wäre sie? Welche Instrumente spielten sie?
- …eine Skulptur wäre, aus welchem Material wäre sie und was würde sie darstellen?
- …ein Garten wäre, wie sähe er aus?
Solche Fragen eignen sich sehr gut für die Selbsterforschung und kreative Selbsterfahrung. In meinen Coachings, im Resilienztraining und in der SuperVISION begleite ich Menschen mit kreativen Methoden sich selbst und Situationen besser zu verstehen und Ideen zu generieren. Kreative Methoden helfen, Lebenserfahrungen und Ereignisse zu verarbeiten und Erkenntnisse zu verinnerlichen.
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