Kreativer leben! Bewusster leben! „Morgenseiten“ schreiben!

Kreativer leben! Bewusster leben! „Morgenseiten“ schreiben!

Wie wir mit dem Schreiben von „Morgenseiten“ unsere Kreativität ankurbeln, den Gedankenstrom wahrnehmen und mehr Bewusstheit erlangen. Ich stütze mich hier auf die amerikanische Autorin Julia Cameron. Sie empfiehlt diese morgendliche Routine in ihren Büchern und Kursen zur Kreativitätsförderung.

Die wunderbare Fähigkeit des Denkens

Was bilden wir Menschen uns nicht ein auf unsere Fähigkeit zu denken. Ohja, es ist eine wunderbare Fähigkeit und nützlich in vielen Lebenslagen!

Wie funktioniert unser „Denken“? Denken wir oder denkt es in uns? Haben Sie sich diese Frage schon einmal gestellt? Vielleicht ist beides richtig. Wir können aktiv über eine Frage, eine Angelegenheit nachdenken und uns unsere Gedanken machen. Was ist aber, wenn wir nicht absichtlich aktiv denken? Ist dann Gedankenpause? Wohl kaum! Ich meine, meistens denkt es in uns. Unser Gehirn produziert einfach einen Gedanken nach dem anderen. Ob wir wollen oder nicht und ob sie uns gut tun oder nicht.

Übung: Gedanken bewusst wahrnehmen

Da möchte ich Sie doch gleich zu einer Pause einladen, sagen wir von zwei, drei Minuten. Also zwei, drei Minuten ohne etwas Bestimmtes zu tun. Sie versuchen einfach nur Ihre Gedanken wahrzunehmen. Jetzt! Einfach mal kurz innehalten und dabei ihre Gedanken beobachten. Was denken Sie jetzt? Oder: Was denkt es jetzt gerade in Ihnen? Wenn Sie wollen, stellen Sie den Timer Ihres Handys.

Wie war diese Pause? Konnten Sie diese zwei oder drei Minuten Ihre Gedanken wahrnehmen?

Die Macht unserer Gedanken

Wozu das gut sein soll? Nun, es steht viel auf dem Spiel. Denn Gedanken bestimmen unsere Gefühle, diese unsere Handlungen, diese unsere Gewohnheiten, diese unseren Charakter und der schließlich unser Schicksal. Wenn wir also Einfluss auf unsere Gedanken nehmen können, haben wir Einfluss auf unser Schicksal. Wir erfahren unsere Wirksamkeit. Aber, es denkt ja in uns! Automatisch! Unsere Gedanken sind wie ein ständig laufender Film, wie ein nie versiegender Gedankenstrom. Sind wir also unseren Gedanken einfach ausgeliefert?

Was glauben Sie, wieviel Einfluss, Kontrolle oder Macht haben wir über unsere Gedanken? Wie würden Sie die Frage beantworten? Versuchen Sie persönlich aktiv in Ihren Gedankenstrom einzugreifen? Gelingt es Ihnen?

Bewusster leben: ein Übungsweg 

In der Meditationspraxis wie ich sie gelernt habe, geht es „einfach“ darum zu merken, wenn ein Gedanke auftaucht, und diesen ziehen zu lassen. Der Gedanke darf ziehen und mensch lenkt seine Aufmerksamkeit wieder dem Anker zu. Das kann der Atem sein, eine Blume, Geräusche oder eine bestimmte Körperregion. Wenn Sie es ausprobiert haben, werden Sie festgestellt haben, dass das gar nicht so leicht ist. An manchen Tagen schier unmöglich, an anderen Tagen wieder leichter. Hier geht es darum, gar nicht in den Gedankenstrom wirklich einzugreifen, sondern ihn überhaupt wahrzunehmen. Es ist eine Übung, uns nicht mit „unseren“ Gedanken zu identifizieren. Es entsteht eine gewisse Distanz zu den Gedanken. So entsteht Bewusstheit. So können wir bewusst sein und bewusster leben. Unsere Gedanken werden sich durch diese Praxis verändern. Wir lernen über ihnen zu stehen. Wir lernen sie zu beobachten und werden handlungsmächtiger.

Morgenseiten schreiben – kreativer leben

Ein andere Möglichkeit des Gewahrwerdens dieser Gedanken beschreibt Julia Cameron in ihrem Buch „Der Weg des Künstlers. Ein spiritueller Pfad zur Aktivierung unserer Kreativität“ mit den sogenannten Morgenseiten. Sie empfiehlt, den Tag eine halbe Stunde früher als gewohnt zu beginnen und zu schreiben. Bis drei Seiten voll geschrieben sind. Ohne jede Zensur! Einfach die Gedanken über die Hand aufs Papier fließen zu lassen, egal welche Gedanken da kommen und egal wie geistreich diese sein mögen. Für Julia Cameron ist das eine Art Meditation, ein „verbaler Morgenspaziergang“ und die wichtigste Technik, um unsere Kreativität zu aktivieren!

Meine Erfahrungen mit Morgenseiten

Ich habe es ausprobiert und habe unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Müdigkeit, Euphorie, Langeweile, Pflichterfüllung, Widerstand, Ablehnung, Fluchtgedanken, Ausweichmanöver, Ausreden, Freude, Erkenntnisse, Ideen, Todo-Listen, Neugierde, Erheiterung, Ernüchterung, Hadern, Verurteilungen, Lockerheit, Offenheit, Erlaubnis, Überraschungen… Vor allem Neugierde am Erforschen. Meistens war danach mehr Klarheit und ich fühlte mich aufgeräumter, bewusster und heller. Auf jeden Fall war ich während des Schreibens immer in Kontakt mit mir. Ich war nicht dieser laufende Gedankenstrom, sondern habe ihn als Teil meines menschlichen Daseins wahrgenommen und auch annehmen gelernt. Das schafft Bewusstheit. Ich erlebe das immer wieder als sehr wohltuend.

Was wir durch das Schreiben von Morgenseiten gewinnen?

Natürlich haben wir nicht immer Lust früher aufzustehen und zu schreiben. Selbst wenn uns die Morgenseiten schon zu einer geliebten Gewohnheit geworden sind, kann es zu kürzeren oder längeren Unterbrechungen kommen. Z. B. Durch Krankheiten, Urlaube, private oder berufliche Herausforderungen etc. Dann kann uns das Wiederanfangen schwer fallen. Deshalb fasse ich hier Argumente von Julia Cameron zusammen (Der Weg des Künstlers, 2009, Knaur Taschenbuch). Es handelt sich um sinngemäße Wiedergaben aus ihrem Buch. Mögen sie motivierend wirken, wenn die Lust am Schreiben der Morgenseiten nachlässt oder die inneren Widerstandskräfte zu stark wirken:

  • Das Schreiben der Morgenseiten konfrontiert uns mit unseren Ängsten und Negativität (S. 36)
  • Wir emanzipieren uns vor dem inneren Zensor (S. 36)
  • Der Verstand darf zurück treten, das Künstlergehirn darf spielen (S. 38)
  • Wie Meditation ist das Schreiben der Morgenseiten „ein Kanal für höhere kreative Einsichten“ (S. 39)
  • Sie verhelfen zu Einsicht und geben die Kraft „für weitreichende Veränderungen“ (S. 40)
  • Sie sind „ein Tor zu einem starken und klaren Gefühl für das eigene Selbst, […] ein Pfad, dem wir in unser eigenes Inneres folgen, wo wir sowohl unserer Kreativität als auch unserem Schöpfer begegnen“. (S. 40)
  • Sie helfen, wieder mit uns ins Reine zu kommen (S.41)
  • Wir verbinden uns „mit einer Quelle innerer Weisheit“ (S. 42)
  • Wir können um Führung bitten, Fragen stellen und Antworten bekommen. (S. 42)

Was das alles mit Kreativität zu tun hat? Nun, unser Geist wird freier. Wir emanzipieren uns von unseren Gedanken und kommen in Flow. Wir werden mutiger und das fördert unsere kreative Ader. Lesen Sie dazu auch meinen Blog-Beitrag #3 „Der Horror vor dem weißen Blatt„!

Variation: Morgenseiten zu einer anderen Tageszeit

Eine große Herausforderung beim Schreiben der Morgenseiten ist der Morgen. Je nachdem, wie Ihre Verpflichtungen in der Früh aussehen und wie früh Sie ohnehin schon aufstehen müssen, können Sie für das Schreiben auch eine andere Tageszeit wählen. Gleich beim Aufwachen ist mensch jedoch noch dem Land der Träume und des Unbewussten sehr nahe. So bekommt man andere „Informationen“ als wenn man zu einem anderen Zeitpunkt schreibt. Meiner Erfahrung nach macht das Gewahrwerden des Gedankenstroms jedoch auch tagsüber oder abends Sinn. Besser regelmäßig schreibend meditieren als gar nicht! Vor dem Schlafengehen kann das Schreiben helfen, sein Gehirn auszuleeren und sich so unbelasteter dem Schlaf anzuvertrauen.

Gedanken wählen – Wohlbefinden beeinflussen

Wir werden uns beim Schreiben darüber bewusst, wie wir so ticken und was in uns vorgeht. Wir werden uns über die Qualität unserer Gedanken bewusst. Der Inhalt unseres Denkens bestimmt ja, wie es uns geht und wie wir die Welt und unsere Realität sehen. Wenn uns letztere nicht gefällt, können wir aktiv anders denken und damit eine andere Realität schaffen. Wir merken aber auch, dass wir unseren Gedanken nicht unbedingt glauben müssen, denn es sind ja „nur“ Gedanken. Natürlich geht das nicht von jetzt auf gleich. Bewusstheit ist aber die Voraussetzung für Veränderung. Durch Bewusstwerden über unsere Gedanken gewinnen wir eine gewisse Wahlfreiheit. Durch die Wahl unserer Gedanken haben wir Einfluss auf unser Wohlbefinden. Ein Gewinn beim Aufschreiben des Gedankenstroms ist auf alle Fälle mehr Bewusstheit. Wir schenken uns selbst Aufmerksamkeit und brauchen nicht mehr so viel Aufmerksamkeit von anderen. Wir leisten uns selbst Gesellschaft. Bei diesem Akt der Selbstzuwendung lernen wir uns besser kennen und achten. Das wiederum hat Auswirkungen auf unser Handeln und wie wir das Leben gestalten. Wir können bewusster Entscheidungen treffen und Wahlmöglichkeiten wahrnehmen.

Nun, haben Sie Lust bekommen, schreibend Ihren Gedankenstrom zu erforschen? Ich lade Sie ein, es eine gewisse Zeit lang auszuprobieren. Schreiben Sie Morgenseiten und beobachten Sie dabei was passiert: mit Ihnen und mit Ihren Gedanken! Es ist wirklich ein spannendes Forschungsfeld.

Viel Vergnügen und freudvolle Erkenntnisse!

Welchen Effekt hat diese Art des Schreibens und des Gewahrwerdens der Gedanken auf Sie? Teilen Sie hier gern Ihre Erfahrungen!

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